Die Zeit von 1927 - 1945

Bild von Paul Schubert, Privatbesitz

In der Endphase der Weimarer Republik befand sich die SPD meistens in der Opposition. Als Adolf Hitler dann 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, schaltete dieser sogleich mittels des sog. Ermächtigungsgesetzes den Reichstag, d.h. das Parlament, aus. Die SPD war die einzige Partei im Reichstag, die geschlossen gegen dieses Gesetz stimmte. Der persönliche Mut, den die SPD Parlamentarier bewiesen, erfüllt die Partei noch heute mit Stolz! Die Folge ihres Widerstands gegen Hitler und ihres Eintretens für die Demokratie war, dass die SPD von nun an verfolgt, ins Gefängnis gesteckt oder in KZs ermordet wurden. Sozialdemokratische Ideen konnten nur mit größter Vorsicht geäußert werden. Die Partei wurde offiziell im Juni 1933 aufgelöst.

Auch in Marktbreit kämpften die Sozialdemokraten entschlossen gegen die zunehmende braune Gefahr. Viele Einwohner Marktbreits waren bereits der Propaganda der NSDAP auf den Leim gegangen. 1932 organisierte die SPD unter ihrem Vorsitzenden Johann Hartner mehrere öffentliche Versammlungen mit auswärtigen Rednern. Der unten stehende Zeitungsausschnitt zeigt, wie die SPD sich bemühte, die Einwohner Marktbreits wach zu rütteln. Nationalsozialisten wurde der Zutritt zur Versammlung verboten und eine „Eiserne Front gegen Hitlerbarone“ beschworen. Dies war nicht nur Wahlkampfpropaganda, sondern erscheint in der Rückschau als weise Vorhersage dessen, was Hitlers Schergen wie der Gauleiter Otto Hellmuth für Marktbreit und Umgebung an Unheil bringen würden.

Das Ergebnis der Reichstagswahlen in Marktbreit war jedoch niederschmetternd: Die SPD erhielt nur 11,9% der Stimmen, die NSDAP jedoch ging mit 57,6% als eindeutiger Gewinner hervor. (Quelle: Stadtarchiv Marktbreit).

Durch das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich vom 31.3.1933 wurde auch in Marktbreit der Stadtrat aufgelöst und neu gebildet proportional zu den Ergebnissen in der Reichstagswahl. Aus den Kindheitserinnerungen Karl Schuberts erfahren wir, dass sein Großvater Paul Schubert, ein Stadtrat der SPD, gewarnt wurde, der ersten Sitzung nach den Wahlen fernzubleiben. Sonst würde ihm die Festnahme drohen. ((Quelle: Himmel und Hölle. Kindheit und Jugend in bewegter Zeit. Hg. Heidrun Alzheimer Haller. Museum Malerwinkelhaus Marktbreit, 2002). Durch diese Drohung wurden die SPD Stadträte aus dem Amt gedrängt. Spätestens mit der Deutschen Gemeindeordnung von 1935 wurde der Stadtrat komplett entmachtet und auf eine beratende Funktion beschränkt. Wie im Reich, galt auch hier in Marktbreit das Führerprinzip: der Bürgermeister hatte die alleinige Entscheidungsgewalt. (Quelle: Vortrag: Dr. Herbert Schott, Staatsarchiv Nürnberg, Die NS-Zeit in Marktbreit und Obernbreit (…) Vortragsmanuskript)

In den Jahren 1933 bis 1945 existierte die SPD auf nationaler wie auf lokaler Ebene allenfalls im Untergrund. Politisch war sie mundtot.